Geldanlage: Sicherheit plus Renditechancen mit 90/10-Strategie

Redaktion - 21. Mai 2013

Die 90/10-Strategie eignet sich für Anleger, die den größten Teil ihres Vermögens sicher anlegen und dennoch an steigenden Aktienmärkten partizipieren möchten. Die Strategie lässt sich sehr einfach umsetzen: 90 Prozent des anzulegendes Betrages werden in Tagesgeld und Festgeld, 10 Prozent in Optionsscheine auf große Aktienindizes investiert. Einmal pro Jahr wird Bilanz gezogen.

Die Optionsscheine verlieren ihren Wert vollständig, wenn die Aktienmärkte fallen oder stagnieren. Der Verlust wird durch die Zinserträge des sicher angelegtes Geldes teilweise ausgeglichen.

Dafür sind hohe Renditen möglich, wenn die Märkte steigen: Der Wert der Optionsscheine kann sich dann durchaus verdoppeln, so dass allein der 10prozentige Anteil der Papiere am Gesamtportfolio eine Rendite in Höhe von 10 Prozent einbringt. Die Zinserträge der Sparkonten erhöhen die Rendite zusätzlich.

Kompromiss zwischen Sicherheit und Rendite

ico2Die 90/10-Strategie erlaubt eine sehr viel genauere Risikosteuerung als ein Portfolio aus Aktien und Anleihen. Sparer können beruhigt schlafen, weil 90 Prozent des Geldes keinerlei Risiken ausgesetzt sind. Langfristig kommt es immer wieder sowohl zu Gewinnen als auch zu Verlusten am Aktienmarkt. Die Prämisse der 90/10-Strategie ist, dass die Gewinne die Verluste übersteigen.

Die 90/10-Strategie bietet einen gewissen Schutz vor Inflation: Bei einer raschen Geldentwertung steigen häufig auch die Aktienkurse stark an, weil die Marktteilnehmer sich in Sachwerte flüchten. Das führt zu steigenden Gewinnen durch die Optionsscheine und gleicht den Kaufkraftverlust des sicher angelegten Geldes aus. Die 90/10-Aufteilung ist kein Muss: Auch eine Aufteilung im Verhältnis 95/5 und prinzipiell jedes andere Verhältnis sind möglich.

Praxisbeispiel zur 90-10 Strategie

Um die Strategie zu veranschauliche, sie ein kurzes Beispiel vorgestellt. Hierfür soll die Strategie mit einem Direktinvestment in eine Aktie verglichen werden, wobei drei Szenarien durchgerechnet werden:

  1. Die Aktie fällt um 20 Prozent
  2. Der Aktienkurs stagniert.
  3. Die Aktie steigt um 20 Prozent

Auf Transaktionskosten und den Spread soll bewusst verzichtet werden. Der beispielhafte Anleger investiert insgesamt 10.000 Euro. Die betrachtete Akte sei die Apple Aktie, die aktuell bei genau 100 Euro liege.

Zunächst die 90/10-Strategie: Der Anleger setzt 90 Prozent seines Kapitals für den Kauf sicherer Anleihen ein. Die Rendite betrage 3 Prozent pro Jahr. Nach genau einem Jahr erhält der Anleger also 9.000 Euro * 1,03 = 9.270 Euro. Dieses Kapital bekommt der Anleger unabhängig davon, was an den Aktienmärkten passiert. Weitere 1.000 Euro werden für das spekulative Investment, in diesem Fall also die Optionsscheine, genutzt. Sie verfügen über eine Laufzeit von genau einem Jahr mit einem Basispreis von 110 Euro. Das Bezugsverhältnis betrage 0,1, der Kaufpreis für einen Optionsschein liege bei 0,47 Euro.

Insgesamt kann der Anleger also 1.000 Euro / 0,47 = 2.127 Optionsscheine kaufen. Für das vergleichbare Investment in Aktien gilt: 10.000 Euro / 100 Euro = 100 Aktien.

Szenario 1: 20 Prozent Kursverlust
Die Aktieninvestition würde hier einen Verlust von genau 20 Prozent hinnehmen müssen, der Wert des Portfolios beträgt entsprechend nur noch 8.000 Euro. Auch die 90/10-Strategie fährt Verluste ein, jedoch hat das Portfolio dank der sicheren Anlagen noch einen Wert von 9.270 Euro.

Szenario 2: Stagnation
Die Aktien sind immer noch genau 10.000 Euro wert, weil sich der Kurs nicht verändert hat. Die Optionsscheine werden hingegen nicht genutzt, weil der Basispreis von 110 Euro über dem, des aktuellen Aktienkurses liegt. Das Portfolio hat folglich einen Wert von 9.270 Euro.

Szenario 3: 20 Prozent Kursanstieg
Das Aktiendepot steigt um volle 20 Prozent im Wert und kommt auf 12.000 Euro. Die Optionsscheine machen ebenfalls einen Gewinn, der sich wie folgt berechnet: (Aktienkurs – Basispreis) * Bezugsverhältnis = (120 – 110) * 0,1 = 1 Euro Gewinn pro Optionsschein. Bei 2.172 gekauften Optionsscheinen ergibt sich hieraus also eine Rendite von 2.172 Euro. Hinzu kommen die 9.270 Euro aus der sicheren Anlage, woraus sich insgesamt 11.442 Euro ergeben.

Die Schwankungen um den Ausgangswert von 10.000 Euro sind also bei der 90/10-Strategie deutlich geringer als bei den reinen Aktieninvestitionen. Für das Szenario der fallenden Aktienkurse können dank der Anleihen große Verluste im Portfolio vermieden werden. Gleichzeitig ist der erzielte Gewinn im Falle des Kursanstiegs geringer als bei der Aktieninvestition. Stagnieren die Kurse weitestgehend, so machen Anleger mit der 90/10-Strategie fast immer Verluste. Das liegt am Einsatz von Optionsscheinen. Es ist daher ratsam, die 90/10-Strategie vor allem für risikoreichere und volatile Aktien zu nutzen.

Fazit: Das Beispiel zeigt die Vor- und Nachteile der 90/10-Strategie. Dank der sicheren Anleiheinvestments ist eine gewisse Mindestrendite immer sicher, egal wie sich die Aktienmärkte entwickeln. Gleichzeitig sind die maximalen Gewinne begrenzt, weil für den spekulativen Anteil Optionsscheine genutzt werden.

Fazit: 90/10-Strategie für Sicherheit beim Aktienhandel

Die 90/10-Strategie ist eine sinnvolle Möglichkeit, um an den Aktienmärkten zu handeln. Vor allem risikoscheue Anleger können so von Kursanstiegen profitieren, ohne allzu hohe Kapitalverluste zu riskieren. Beachtet werden sollte, dass bei stangnierenden Kursen ebenfalls ein Verlust eingefahren wird. Die Investments in Optionen rentieren sich erst bei vergleichsweise hohen Kursanstiegen. Dafür ist der maximale Kapitalverlust bereits im Vorfeld ersichtlich. Allerdings greifen die Mechanismen der 90/10-Strategie nur, wenn Anleger wirklich sichere Anleihen erwerben. Ist deren Rückzahlung gefährdet, entsteht ein erneutes Risiko.

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